Ein Fledermausbeet in den Bürgergärten
Zur Erklärung: unser Hortus (lat. für Garten) chiropterus (von Chiroptera = Fledertiere) ist kein Hortus im Sinne des Hortus-Netzwerkes (3-Zonen-Garten) und ist aktuell ein Arbeitstitel bis sich der Garten etabliert hat und wir einen schönen Namen gefunden haben. Vielleicht haben Sie ja einen Vorschlag?
Wie können wir Nahrungsquellen für Fledermäuse schaffen?
Welche Pflanzen brauchen wir dazu?
Im Früjahr 2019 haben wir uns dazu entschieden bei den Bürgergärten im Scharnhauser Park mitzuwirken. Bei der Veranstaltung zur Pflanzsaison wurden wir Neulinge mit Begeisterung begrüßt und aufgenommen.
Mit Vertretern der Stadt Ostfildern wurde beim Besichtigungstermin besprochen, dass die Hälfte des Beetes mit Stauden bepflanzt wird, damit Spaziergänger bald etwas sehen. Die andere Hälfte des Beets wird eingesät. Dazu wird der Boden gefräst und abgemagert.
Anfang Mai, nach Lieferung der Stauden und Samen, werden wir das Beet anlegen. Beschriftungen werden angebracht, damit Interessierte sich Anregungen für eigene Pflanzungen holen können und hoffentlich bald Fledermäuse über den Traumfeldern sehen.
Pflanzaktionen des Fledermausteams am 2. und 3. Mai 2019
Zuerst musste die Grasnarbe entfernt werden und die Fläche ausgekoffert werden. Damit die Fläche bestens für die Pflanzen als auch die Saatmischung vorbereitet ist wurde neuer Boden eingebracht sowie mit Sand abgemagert.
In diesen lockeren Boden sollten nach der Auswahl der richtigen Pflanzen (vollständige Pflanzliste) sowie die richtigen Saatmischung (Flattermischung) eingebracht werden.
Bestens vorbereitet haben wir mit enthusiastischen Helferinnen und Helfer über 90 Stauden gepflanzt und anschließend das Saatgut ausgebraucht. Die Pflanzungen sollten bereits Blühaspekte für Insekten bieten solange das Saatgut noch auflaufen würde.
In locker gemischter Anordnung wurden die Stauden nach Größen aufsteigend eingepflanzt.
Schildchen mit Pflanzennamen sowie eine Schautafel mit weiteren Erläuterungen zum Fledermausbeet werden folgen.
Es gab auch genügend zu tun für Groß und Klein: Pflanzen aus den Töpfchen nehmen, auf dem Beet anordnen, einpflanzen, Schlauch holen und gründlich wässern, Schlauch zurückbringen und zwischendurch oder danach Eis und Brezeln essen.
Den vorbereiteten, lockeren und abgemagerten Boden mit einer Walze glätten.
Mai 2019
Saatgut mit trockenem Sand oder feinem Vermiculit zur leichteren Verteilung mischen und gleichmäßig und nicht zu eng aussäen.
Juni 2019
Nach einem Monat sind bereits die ersten Samen gekeimt und die gesetzten Pflanzen gut angewachsen.
September 2019
Nach drei Monaten blühen die ersten Pflanzen aus der Flattermischung: Malven, Lichtnelken und Nachtviole gehören zu den ersten Nektar- und Futterpflanzen.
Einige rudelalflächen-typische Arten sind neben unserer Samenmischung gekeimt. Die entsprechenden Samen waren im Rohboden oder wurden eingetragen. Überhandnehmende Brassica-Arten und flächig auftretender Sauerampfer haben wir händisch entfernt.
Mai 2020 – Ergebnis nach einem Jahr
Nach einem Jahr hat sich unser – zum Großteil nur eingesätes und wenig bepflanztes – Fledermausbeet zu einer stattlichen Blühwiese entwickelt. Die Fläche erfordert immer etwas Arbeit und bestimmte Pflanzen müssen freigestellt werden damit diese nicht überwuchert werden.
Die Blumenwiese wird sich auch im Laufe dieses Jahres noch weiter verändern und in den nächsten Jahren wird sich zeigen welche Arten mit dem Standort, den Niederschlägen sowie den Bodenverhältnissen zurecht kommen. Sobald sich die Flora stabilisiert hat bekommen die wichtigen Futterpflanzen Schilder mit Informationen.
Hinweis in eigener Sache: Ja, einige der Kräuter und Wildpflanzen die in unserem Beet wachsen gelten im Volksmund als „Unkraut“. Diese Kategorie von Pflanzen gibt es bei uns nicht – aus gutem Grund: viele dieser Pflanzen sind wichtig für eine große Vielfalt an Insekten und wichtige Bestandteile im Ökosystem. Durch die systematische Bekämpfung auf den meisten Grünflächen bietet unser Fledermausbeet damit einen wichtigen Faktor zum Erhalt der Biodiversität.